Wie könnte ein Projekt zum aktuellen Open Call „gem:einsam“ zusammen gestaltet werden?
Das eigenart-Redaktionsteam kam dabei auf die Idee eines gemeinsamen Fanzine-Workshops, der am 27. Mai 2021 im Garten der Hardenbergstraße 33 stattfand.
Fanzines können als selbstgemachte handwerkliche Objekte bezeichnet werden, die individuell oder kollektiv hergestellt werden und im Gegensatz zu herkömmlichen Magazinen eine begrenzte Auflage haben.1 Zeitlich lassen sich die frühesten Fanzines in die 1920er bis 1930er Jahre einordnen, welche oftmals mit Science-Fiction-Fans assoziiert wurden, die alternative Magazine mit ihren eigenen Geschichten publizierten. Aus dem ursprünglichen Begriff des „Fan-Magazins“ wurde schnell „Fan-Mag“ und entwickelte sich durch die wachsende Popularität zu „Fanzines“ oder auch einfach „Zines“. Von Comic über Musik und politischen Haltungen liegt dem Fanzine ein verwirklichendes Potenzial inne, bei dem Affinitäten, soziale, politische, ideologische oder kulturelle Zugehörigkeiten ausgedrückt werden können. Das verwirklichende Potenzial kann auch am DIY-Ethos2 des Fanzines festgemacht werden, denn sie können mitunter aus kopierten und gefalteten Papieren entstehen3 und aus verschiedenen Materialen und Komponenten zusammengesetzt werden. Gerade der DIY-Ethos lässt die Möglichkeiten der Partizipation zu, indem eigene Ideen mit anderen in einem offenen Prozess zusammen gestaltet werden können.
Für den gemeinsamen Workshop haben die Teilnehmer:innen eigene Arbeiten und Ideen zum Thema „gem:einsam“ mitgebracht: Von einer Formelsammlung zur Berechnung der Distanz zu einer anderen Person, Arbeiten zu Erinnerungen und Erfahrungen in Syrien, bis hin zu Illustrationen, Collagen, DNA-Strängen, Fadenspielen und Beiträgen zur gendergerechten Sprache, kamen ganz unterschiedliche Arbeiten zusammen. So auch unterschiedliche Medien wie Malerei, Zeichnung, Texte, Textilien, Collagen und Fotografien. Gemeinsam wurde ausgelotet, wo sich die Arbeiten treffen und wie sie gemeinsam gestalterisch im Fanzine zusammengebracht werden können. Das Ergebnis wurde dann im Risoverfahren gedruckt.
Einige Ausgaben sind an verschiedenen Standorten der Universität der Künste Berlin verteilt. Falls keine Ausgaben mehr verfügbar sind, kann das Fanzine auch im Risodruckladen ausgedruckt und mithilfe des Video-Tutorials gefaltet werden. Ausgedruckt kann das Fanzine sogar als Postkarte versendet werden!
Video: Mengna Tan, Helena Doppelbauer
Helena Doppelbauer/ Plakat Text, Zsófia Puszt/ Plakat Bild, Magdalena Loheide/ Cover Postkarte, Renata Altenfelder Dias/ S. 1, Oreoluwa Mary Adekoya/ S. 2, Mengna Tan/ S. 3, Luisa Kühne/ S. 4, Chingyang Lee/ S. 5, Kifan Alkarjousli/ S. 6.
1 Vgl. Guerra, Paula/ Quintela, Pedro: Fast, Furious and Xerox: Punk, Fanzines and Diy Cultures in a Global World, in: Punk, Fanzines and DIY Cultures in a Global World. Fast, Furious and Xerox, hg. v. Guerra, Paula/ Quintela, Pedro, Cham 2020, S. 1.
2 Vgl. ebd., S. 3.
3 Vgl. Leichsenring, Jan: Fanzines! Unterwegs im Blätterwald einiger Metal-Subkulturen. München und Ravensburg 2020. S. 1.