but I am your mother.

Ich bin das Objekt meiner Arbeit. Wie könnte ich auch nicht, wenn nur ich die Welt wahrnehme, wie ich sie wahrnehmen kann. Ich kann für niemand anderen sprechen als für mich selbst.


wir befinden uns in einem raum. er schimmert. rosa. er ist eckig, kubisch. es tönen sanfte elektronische klänge durch den raum. eine stimme. sie spricht und erzählt von sich. von uns. es geht um queere lesbische elternschaft. um mutterschaft.
um sichtbarkeit.
um wissen. und macht. um anerkennung. um anteilnahme.
um präsenz. und veränderung.
um oberflächlichkeit. und tiefe.
um wahrnehmung.
um existenz. um berechtigung.

Ich bin 32 Jahre alt, ich bin queer und ich bin im Mai 2022 Elternteil eines Kindes geworden, welches ich in Deutschland nicht anerkennen konnte – anders als wäre ich ein cis-Mann. In dieser Welt bin ich nicht existent, ich habe keine Rechte und keine Pflichten, ich bin nichts, ich bin woanders, ich werde stumm gemacht. Und doch wechsle ich fast jeden Morgen als erste Person die Windel meiner Tochter und schlafe kaum eine Nacht durch.

Ich bin das Objekt meiner Arbeit. Wie könnte ich auch nicht, wenn nur ich die Welt wahrnehme, wie ich sie wahrnehmen kann. Ich kann für niemand anderen sprechen als für mich selbst.

I have worked with autostereograms* for a couple of years now and the reason why this has not changed since the beginning: they offer a world within and a perception beyond. Autostereograms are 2D images that are keeping a 3D image hidden inside of them. They are also called “magic eye” images due to a book series published in the 1990s featuring autostereograms. Through specifically shaped repetitive patterns in the 2D surface in the shape of the form and size of the “hidden” 3D image, through visual blurring and overlapping of those patterns, the eye can put together the 3D form.

*how to view an autostereogram:
A1. Bring your face really close to the screen.
A2. At this distance your eyes cannot focus on it and they look somewhere behind it (keep the blur).
A3. Now, slowly move away, while trying to keep the eyes off focus.
A4. At some point everything comes together and you will see the hidden 3D image.
B. If you can manage to get your eyes off focus by yourself, at some point you will be able to see the hidden 3D image as well.

I work conceptually und meine Arbeit versteht sich immer als ein Ganzes; die Einzelteile sind nie getrennt voneinander. My technique is all over the place. Everywhere, in every genre and field. What matters is the concept to me. The form forms itself thereafter. Wenn ich weiß, dass Menschen meine Arbeit betrachten werden, dann möchte ich sie in eine Welt eintau(s)chen lassen, in der sie sich umschlungen und als Teil der Arbeit empfinden. Immersive. Denn sie sind es auch. My work would not work, if people were not there to (try to) see it. An autostereogram only exists if the viewer makes it appear.

3D depth map solution

A 3D image is here, i know it, but where in time and space is it really? Is it faith really? You cannot touch the figure, yet you can, since you can touch the image in which it is living. And sometimes it remains hidden for good. What does this do to you? Frustration? Lust? Neugier? Nostalgie? Fun? Maybe all of it. And then hidden, or maybe even obviously, I am telling you how shitty I have been treated and that you should know about this. Knowledge is power and through knowledge of the hidden discriminations in our world, we are enabled to tackle them.

“but I am your mother” basiert auf meiner Abschlussarbeit 2022. Die Installation in einer der Räume der UdK mit hohen Fenstern wirkte wie ein Kirchenaltar, wie ein Schrein. Einige Besucher*innen fühlten sich wie an einem spirituellen Ort, wie in der Kirche. Sie wurden eingesogen in ein Gefühl, spürten meine Hingabe und eine spirituelle Verbindung. Die Installation spielt mit der “heiligen Dreifaltigkeit” aus jeweils drei Komponenten: Bild-Sound-Farbe, Mutter-Elternteil-Kind, 3 Wände, 3 Fensterbögen, 3 Fotografien, den auf einem Dreieckskonstrukt installierten Stereogrammen.

Außerdem wirkt die Fotografie “us” wie ein christliches Jesus-Marien-Bild; präsent am Ende des langen Raumes, ähnlich eines Altars. Es betrachtet die Betrachtenden. Es stellt sich mir daher die Frage: Kann Kunst auch (ganz subtil) Religion sein? Ist Religion oder Spiritualität – die vollkommene Hingabe an einen Gedanken, an den Glauben an das eine Etwas, das Eine, das einen berührt – nicht vielleicht auch einfach das Spiel mit mächtigen Symbolen und der Wunsch nach etwas, das uns im Inneren berührt? I believe so.

hari_klia wurde 1990 in Washington D.C. geboren, wuchs in Wien auf und zog 2009 nach Berlin. Studium der Kommunikationswissenschaft, Anglistik und Amerikanistik und ab 2016 Studium der Bildenden Kunst an der UdK mit einem Auslandssemester in Buenos Aires. 2022 Abschluss als Meisterschüler*in mit der Arbeit “but I am your mother”. Hierfür erhielt hari_klia den Anerkennungspreis der Ursula-Hanke-Förster-Stiftung. hari_klia wurde weiblich sozialisiert, definiert sich als queer, nicht-binär, verwendet die Pronomen they/them oder keine.

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