Erkennen wir erstmal das „Eigene […] im Anderen“ (Helmut Plessner) , lernen wir einerseits dadurch zu akzeptieren, dass es Anderes gibt, geben muss. Andererseits bringt uns diese Aussage bei, dem Anderen offen gegenübertreten, auf das Andere zuzugehen. Das Andere muss kein Feind sein.
Wir haben es tagtäglich mit dem Anderen zu tun. Es begegnet uns in Form von Geflüchteten, Nationalitäten, Kulturen, Natur, Kunst aber auch in der Liebe. Immer sind wir mit dem Anderen, der Differenz, dem Fremden konfrontiert. Auf Mikro- oder Makroebene, als Individuum oder Nationalstaat. Auch laut Hegel bedarf es des Anderen, um seine eigene Identität zu entwickeln.
Doch abgrenzen ist gefährlich. Das sehen wir ganz deutlich an dem heute wieder aufkommendem Rechtsextremismus und dem damit verbundenen Rassismus. Besonders in Zeiten der Pandemie werden Grenzen gezogen zwischen „denen“ und „uns“. Zwischen den „Anderen“ und „uns“. Strikte Mauern ziehen, das ist falsch. Besonders jetzt neigen mehr und mehr dazu mit dem Finger auf Leute zu zeigen und zu sagen: „Die, die waren das.“ Der Virus bietet vielen Futter für rassistische Äußerungen.
Am 5.Mai ist dieser Post auf der Instagram-Seite der UdK online gekommen. Internationale Studierende der UdK wurden in Berlin aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie rassistisch angegriffen und diskriminiert. Sofortiges Handeln, sofortige Unterstützung. Das macht die UdK aus. Sie reagierte direkt auf diese Vorfälle und antwortete mit Schutz und Solidarität. Wir müssen dringend solidarisch agieren, nicht nur Studierenden der UdK helfen, sondern auch über die Uni hinaus Leute unterstützen, die mit Rassismus konfrontiert werden! Solche Vorfälle müssen verhindert werden. Die Solidarität gilt daher allen Betroffenen, die ausgegrenzt, diskriminiert und verletzt werden.
Rassismus vergeht nicht. Er war immer da. Und jetzt verstärkt. Deshalb ist es wichtig, dass wir als Universität gemeinsam agieren und den Betroffenen helfen. Denn das Andere ist ein Teil von uns. Wir müssen lernen, das Andere in der Form des Gegenübers zu akzeptieren. Denn durch das Zusammentreffen des Anderen (seien es Personen oder Dinge) entsteht Kultur. Aus Divergenzen entstehen Konvergenzen. Das ist Berlin. Das ist die UdK.
Das Andere ist in der Gesellschaft, in der wir leben, sowie in uns selber vorhanden. Erkennen und verinnerlichen wir, dass auch wir eine Einheit im Vielen, eine Identität aus Andersheiten sind, aus Verdrängtem und Vergessenem, verändert sich auch unsere Haltung gegenüber dem Anderen außerhalb unserer Haut. Denn Ich ist viele. Um deshalb abschließend nochmal mit Gadamer zu sprechen: „So mag es nicht zu gewagt sein, als letzte politische Konsequenz aus unseren Überlegungen zu sagen, dass wir vielleicht als Menschheit überleben werden, wenn es uns gelingen sollte zu lernen […] dass wir das Andere und die Anderen zu erfahren haben als die Anderen unserer Selbst, um einander teilzugewinnen.“