Projekt

Online was starten!

2020 hat vieles verändert. Durch Covid-19 wurde die gewohnte Zusammenarbeit hinterfragt und musste neu konzipiert werden.

Die Digitalisierung empfing uns mit offenen Armen und katapultierte uns in das Online-Semester.

Von heute auf morgen fiel nicht nur für viele der Präsenzunterricht weg, sondern auch der Austausch auf den Fluren der Universitäten, Bars, Kneipen etc. mit Kommiliton:innen. Der Trend ging weg vom experimentellen hin zum schulischen Arbeiten. 

Wir haben die Zeit genutzt um während des digitalen Sommersemesters selbst ein Online-Seminar zu geben.

Als Team von 15 Studierenden, aus der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und der Architektur, probierten wir die Wissensvermittlung plus gestalterischer Gruppenarbeiten online aus. 

Für die kommende Zeit möchten wir unsere Erfahrungen teilen und zugänglich machen. Wir zeigen euch, wie wir an die Planung unserer Lehrveranstaltung herangegangen sind, was wir dabei gelernt und welche Hacks uns das Online-Projekt leichter gemacht haben.


#1 Thema

Ohne eine bestimmte Richtung oder eine ungefähre Vorstellung davon welche oder was für Themen du in deiner Veranstaltung setzen möchtest, kann schnell der rote Faden verloren gehen. Ein paar Gedanken vorab lohnen sich deswegen:

Was ist Dein Thema? Interessiert Dich eine Methode? Ein bestimmter Inhalt? 

Formuliere eine konkrete und offene Frage. Vermeide dabei Ja oder Nein Fragen.
Setz Dir einen zeitlichen Rahmen und baue dir ein inhaltliches Gerüst: Welche Fragestellungen möchtest Du beantworten? Halte dabei die Zeit, die Du Dir selber setzt, im Auge: Welche Fragen klammerst Du erst einmal ein? Welche Fragen priorisierst du?

Konkretisier Dein Thema und grenze es von anliegenden Themen ab.


#2 Ziel

Welche Ziele setzt Du Dir?

Schreibe beispielsweise an dein Projekt ein fiktiven Love-Letter. Was schätzt du an deiner Idee sehr und welche Momente waren die schönsten. Du kannst auch einen Break-Up-Letter formulieren. Wovor hast du Angst, warum möchtest du die Verbindung trennen und was magst du nicht. 

Formulier Dein Ziel in einem Konzeptpapier aus. Das schafft Klarheit und hilft dir dabei andere von deinem Projekt zu überzeugen (z.B. relevant für Teilnehmende, mögliche Kooperationen, Expert:innen oder Gäst:innen)

Mit wem möchtest Du arbeiten? 

Wen möchtest Du ansprechen?

Von wem möchtest Du lernen?

Möchtest Du allein oder im Team arbeiten?*

*Zu zweit bist Du weniger allein! Ängste, Sorgen, Erfolge verteilen sich gut auf mehrere Schultern.

Optional: Suche Dir ein:e Mentor:in, der/die dein Seminar möglicherweise betreuen kann. Mit dem/der du dich austauschen und Rücksprache halten kannst. Der/die die Leistung als Credit-Points deiner Teilnehmer:innen eintragen kann.


#3 Inhalt & Gestaltung

Konkretisiere Deine Idee, was reizt Dich?

Geht es Dir mehr um einen bestimmten Inhalt oder eine konkrete Fragestellungen oder möchtest Du eine Methode oder ein Handwerk erlernen? 

Du möchtest mehr erfahren über Intersektionalen Feminismus, aber dir ist die Methode ist noch nicht klar

Du möchtest auf jeden Linoldrucken, weißt aber noch nicht welches Motiv

Plakate braucht die Welt über Unterwasserwelten und Wale

Schaffe auf jeden Fall eine Balance zwischen Flexibilität und Festlegung.

Welche Methoden möchtest du in deinem Kurs behandeln? Bedenke dabei, dass Gewohntes über Online möglicherweise schwieriger zu händeln ist. Aber vielleicht bietet es dir auch neue Möglichkeiten. Wende das an was möglich ist oder aber lasse Unmögliches möglich werden.


#4 Seminarplan

Sammel Steine, lege sie auf eine Linie, die Du Timeline nennst. Beschrifte die Steine: Der erste mit Meile 1 der letzte mit ENDE. Setze zwischen beiden so viele Steine, wie Sessions, die Du haben willst. 

Mache Dir bewusst, um was für eine Session es sich handeln wird: online, offline, hybrid?

Nimm dir dabei deinen Kalender zur Hand. Wann möchtest du das Seminar anbieten? Wöchentlich, Zweiwöchentlich oder als ein Workshop-Wochenende?

Bedenke dabei, dass Online andere Regeln gelten und dir einiges an Zeit raubt. 1 ½ Stunden pro Woche sind taff. 3 Stunden, alle zwei Wochen, ermöglichen dir mehr Zeit mit deiner Gruppe. Integriere eine Einführung-Session sowie eine Half-Time-Sitzung. Und nichts ist so wichtig wie ein Projekt erfolgreich abzuschließen. Daher plane den Abschlusstermin ein!

Strukturiere Dich und deine Termine. 


#5 Recherche & Input

Vom Grobkonzept geht es nun ans Feintuning. 

Suche Dir passende Literatur, gehe auf Recherche: Texte, Filme, Dokus, Bilder, Social Media Kanäle, alle Medien sind erlaubt! Was denkt der Mainstream? Was denkt die Wissenschaft? Gibt es kritische Stimmen? Gibt es Perspektiven, die auf dem Radar an Ränder gedrängt werden? Denke divers und beziehe so viele Sichtweisen wie möglich mit ein!

Bestücke deine einzelnen Steine nun mit inhaltlicher Fülle. Welche Literatur passt wohin? Welchen Film möchtest du wann zeigen? Was möchtest du wann kritisch diskutieren?

Strukturiere Deine Sitzungen thematisch: Welche Themen sind einführend, welche möchtest Du am Ende behandeln? Hast du zuviel? Dann schieb weniger wichtige Themen als Puffer beiseite. 

In welchem Rahmen findet dein Projekt statt? Hast Du Ansprechpersonen?Informier Dich über mögliche externe Speaker:innen, die zu Deinem Thema eine Expertise tragen. 

Achtung: Das bedeutet auch einen enormen Orga-Aufwand, aber auch spannende Sitzungen. 

Schau Dich auch in Deiner Umgebung um. Gibt es ähnliche Projekte an deiner Uni, mit denen Kooperationen möglich sind? Eine Email ist schnell geschrieben, denn du hast ja noch dein Konzeptpapier!


#6 Kommunikation

Nichts ist wichtiger als eine gute Kommunikation #gwk

Halte Dein Team auf dem Laufenden. Finde dabei die richtige Balance zwischen Spam und Ghosting.

Das Minimum:

eine wöchentliche Mail vor jedem Termin mit Link zum WebRoom, Uhrzeit, Agenda sowie 

eine wöchentliche Mail mit Informationen, Aufgaben, Medien und Notizen nach den jeweiligen Sitzungen

Setze klare Regeln für Deine Kommunikationssprache in den Sitzungen untereinander und werde Dir über die Rolle der Moderation bewusst. Was ist Euch wichtig im [sprachlichen] Umgang miteinander? Findet einen gemeinsamen Konsens. Setze einen Richtwert, an denen sich alle halten sollen. Stichwort: politisch-korrekte Begriffe oder gendergerechte Sprache. Mache dich vorher schlau.

Wichtig: Unwissenheit soll dabei aber nicht zu einer Ausgrenzung oder Abwertung führen. Schafft eine offene Atmosphäre, bei der alle voneinander lernen können. 

Versuche alle Teilnehmenden mit einzubeziehen und allen gleich viel Raum zu schaffen. Die, die normalerweise mehr einnehmen, können sich ja mal im aktiven Zuhören ausprobieren und andersherum. 

Überlege Dir vorher auch, was Deine Rolle im Seminar ist: Moderierst Du nur oder nimmst Du auch aktiv an der Projektarbeit mit teil?


#7 Plattformen

Schaffe Dir vorher Deine Infrastruktur und vor allem probiere sie aus. Bevor du deine erste Sitzung beginnst, frag doch deine Freund:innen, ob sie mit dir eine Probe-Session machen wollen, in der du all deine Tools ausprobierst. Funktioniert der Video-Chat? Funktioniert das Teilen deines Bildschirms? Funktioniert alles weitere?

Plane vorher mit welchen Kanälen Du dein Team erreichen möchtest. Am besten fährst du von Anfang an eine Linie. Nichts ist verwirrender, wenn auf einmal Nachrichten über verschiedene Kanäle versendet werden.

Welcher Video-Chat funktioniert am besten?

CiscoWebex

Teams

Jitsi

Bigbluebutton

Senfcall

Über welches Programm möchtest Du mit deinem Team in Kontakt treten?

über eine Telegram-Gruppe

über E-Mail

über Slack

Wie möchtest Du deine Ergebnisse sammeln? Brauchst Du ein digitales Whiteboard oder reicht Dir ein Word-Dokument?

Miro

Padlet

Conceptboard

Google Jamboard

Google Drive

Udk-Cloud

Wo möchtest Du Medien und Literatur ablegen?

Dropbox

Wetransfer

Google Drive

Udk-Cloud

Miro

Mit welchem Programm planst du deine Slides für die Sitzungen?

Keynote

Google Präsentation

Powerpoint


#8 Agenda

Gestalte Dir ein passendes Design für Dein Seminar. Lege Dir eine Masterfolie an. Diese kannst du dann für das ganze Semester weiterverwenden und anpassen. Das erspart dir Arbeit. 

Dabei sollte nicht fehlen: 

Welcome und Begrüßung
Thema der Sitzung
heutige Agenda + Zeitangaben
Input + Output
Feedback, Fragen und Diskussion

Bei online gilt immer: Weniger ist mehr. Daher plane realistisch. Fordere in den ersten Sitzungen vielleicht etwas weniger ein und später etwas mehr. Findet euer gemeinsames Tempo. 

Versuche Dein Team wöchentlich am Ball zu halten, in dem Du kleine Aufgaben stellst. Achte darauf, dass es nicht zu schulisch wird. Integriere die Aufgaben vielleicht als Warm-Up, oder lass Teilnehmende selbst Aufgaben erstellen. 

Stichwort Crossmedial: Schaffe eine Abwechslung zwischen dem online- und offline Arbeiten. Bearbeitet auch mal Aufgaben analog: z.B. durch Skizzen, Gegenstände suchen und Beobachtungen aus dem Alltag. Seid kreativ. 

Nimm Dir vor Beginn immer mindestens 15 Minuten Zeit. Sehe alles nochmal durch. Und versuch dich zu entspannen. 


#Softskills

> es ist normal, dass Du vor der ersten Sitzung aufgeregt bist.

> es ist normal, dass Du in Panik gerätst, wenn Dein Link nicht funktioniert.

> es ist normal, dass ne Sitzung mal nicht so gut ist.

> es ist normal, dass die nächste Sitzung dann wieder prima wird.

> es ist normal, dass Du Angst davor hast, dass das Ergebnis nicht so gut wird.


######BEISPIELE#########

BEISPIEL 1: Einführungssitzung

20-30 min Kennenlern-Runde. Denke dir zusätzlich eine spannende Frage aus. 

Dein Seminar behandelt das Thema ‘Nachhaltigkeit’ dann frag nach ihren Lieblings-Life-Hacks, um die Umwelt zu schonen. 

Dein Workshop geht der Frage nach, wie wir in Zukunft wohnen werden, dann eröffne die Sitzung mit dem persönlichen Lieblingsort zuhause. 

30-60 min Einführung in dein Thema

Stell deinen Seminarplan vor: Stecke die Erwartungen deiner Kommiliton:innen ab. Habt ihr alle die gleichen Vorstellungen? Was kann hinzugefügt werden in das Semester, was kann herausgenommen werden? 

Hast du vielleicht schon Medien, die du besprechen möchtest?

Hast du vielleicht schon eine kleine Übung, die du machen möchtest?

15-20 min Diskussion & Fragen

Beende deine Sitzung immer mit Platz für Fragen, Anregungen, Kritik oder einer Diskussion. So viel Zeit muss sein. 

Bespreche die ToDo’s zur nächsten Woche. Halte sie schriftlich fest und lasse sie deinen Teilnehmenden in der Nachbereitung immer nochmal zukommen. Vieles geht sonst verloren. 

BEISPIEL 2: Input + Output Sitzung

15min Aktuelle Viertelstunde

Eröffne deine Sitzung mit einem lockeren Einstieg. Gibt es etwas Spannendes zu erzählen aus der Woche was thematisch zu Eurem Seminar passt. Hat irgendjemand Literatur-, Podcast- oder Film-Tipps? Ist jemandem etwas diese Woche Spannendes passiert oder hat einen Gedanken der geteilt werden möchte?

5 min Agenda-Besprechung

Gehe den Plan für heute durch. Hole deine Gruppe ab und stell sicher, dass alle wissen was auf sie zukommt. Besprich auch wieviel Zeit du für was eingeplant hast. Halte Rücksprache mit deinem Team. 

20-30 min Input

Halte deinen Input kurz und lasse dabei die Anderen mitarbeiten. Durch Fragen oder Interaktion. Nichts ist langweiliger und anstrengender als die ganze Zeit auf den Screen zu schauen und sich einen einseitigen Vortrag anhören zu müssen.

5 min Break

Pausen sind wichtig. Kurze Bewegung, der Gang zur Kaffeemaschine und zuhause lüften.

20-30 min Output

Was kann deine Gruppe aus der bisherigen Session mitnehmen? Plane die Aufgabenstellungen vorher. Einen gemeinsamen Text lesen? Eine Gruppenarbeit, eigenständige Recherchen im sozialen Umfeld, in der experimentell mit dem bisherigen Wissen gearbeitet und weitergedacht wird. Eine Ideensammlung auf einem digitalen Whiteboard?

15 min Fazit und Feedback

Fazit: Nichts ist wichtiger als das zusammen erarbeitete nochmal zu konzentrieren und zu bündeln. Was habt ihr heute erfahren? Was nehmt ihr mit für die kommende Sitzungen? Was fandet ihr interessant?

Feedback: Außerdem solltest du immer die Meinung der Gruppe über die Sitzung mit einbinden. Was war heute gut und was nicht? Was kann für nächstes mal besser gemacht werden?