#change

Wir schmücken uns mit dem Titel “größte Kunsthochschule Europas”

Die Universität der Künste Berlin steht in der Verantwortung sich in den Bereichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Antidiskriminierung weiter zu entwickeln.
UdK 2030: Dialog zur Entwicklung der UdK Berlin am 06.11.2020.

Zukunftstag 2030_2019
Performance am Zukunftstag 2030
Bild von Daniel Nartschick, 2019

Am 06.11.2020 findet der dritte Zukunftstag UdK 2030 statt: dieses Mal natürlich digital. UdK 2030 entwickelt sich langsam zur jährlichen Plattform des Austauschs zwischen Präsidium, Verwaltung, den Lehrenden und Studierenden. Es geht um Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Antidiskriminierung und dieses Jahr auch alle Anderen Themen, die den Mitgliedern der „größten Kunsthochschule Europas“ nach dem digitalen Semester auf der Seele brennen.

Am 06.11.2020 wird die Medienhaus Chat-Plattform mit unterschiedlichen Sub-Threads für ein paar Stunden geöffnet. Studierende und andere Mitglieder der UdK Berlin können ihre Anregungen, Wünsche und Pläne für die Entwicklung der Uni in Richtung 2030 eintippen.

Die Dialoge des Zukunftstages werden dokumentiert, ausgewertet und in den einzelnen Bereichen der UdK in Strategien eingearbeitet. Es lohnt sich also vorbeizuschauen und mitzureden! 

Der AStA war letztes Jahr bereits dabei & Max Liebstein, Referent für Vernetzung und Interdisziplinarität, hat in der Eröffnungsrede die ersten Themen des Tages angesprochen: 

Universität der Künste Berlin, Medienhaus, 01.11.2019 

Grußworte des AStA, Max Liebstein 

Zukunftstag 2030_2019
Max Liebstein beim Zukunftstag 2030
Bild von Christine Reiß, 2019

Hallo an Alle, liebe UdK,

mein Name ist Max Liebstein, ich studiere Bildende Kunst im 7. Semester und wurde angefragt als Studierender hier ein Eröffnungsstatement zu halten.

Ich arbeite seit zwei Jahren im AStA der UdK. Da bin ich zuständig für den Bereich Vernetzung und Interdisziplinarität, meine Aufgabe ist also Verbindungen zwischen den Studierenden herzustellen, die Fachschaftsräte zu unterstützen und die studentischen Vertreter*innen in den Gremien der UdK zu beraten. Ich habe das Glück, dass ich für mein Amt eine Aufwandsentschädigung erhalte, von der ich gerade so meine Miete bezahlen kann. Das ist aber nicht selbstverständlich, die allermeisten Studierenden die sich engagieren erhalten keine Entschädigung für das, was sie tun.

Deshalb ärgert es mich auch, wenn mir gesagt wird: „Die Studierenden müssen sich mehr engagieren, müssen bei bestimmten Themen auf die Barrikaden gehen.“ – Ja, es müssen sich mehr Studierende engagieren.
Ja, wir sind die größte Mitgliedergruppe an der Universität. Wenn wir uns zusammenschließen können wir etwas erreichen. – Aber wenn man Vollzeit studiert, für die eigene Kunst und das Fach brennt und dazu noch einen Nebenjob hat um den Lebensunterhalt zu finanzieren ist Engagement ein Privileg, dass sich nicht alle leisten können. 

Und unsere UdK ist nicht hierarchielos. Es erfordert extrem viel Zeit, Energie und Durchhaltevermögen um sich wirklich bestimmten Themen anzunehmen und Veränderungen zu bewirken.

Wenn wir also die demokratische Struktur unserer Universität ernst nehmen ist es ungemein wichtig, den Studierenden mehr Gehör zu verleihen und sie in ihren Anliegen zu unterstützen. 
Das bedeutet auch, proaktiv Studierendenvertreter*innen in Entscheidungen einzubeziehen, niederschwellige Teilhabemöglichkeiten zu schaffen und bessere Entschädigungen zu bieten.

Beispielsweise sollte es mehr Kommunikation zwischen den Fakultäten, den Instituten, der Verwaltung und den Studierenden geben. Es sollte möglich sein das Studium um mehr als ein Semester zu verlängern, wenn ein langjähriges hochschulpolitisches Engagement vorliegt.

Es sollte mehr studentische Treffpunkte in der Uni geben. Ideen sollten schneller diskutiert und zu Ergebnissen gebracht werden.

Und wir sollten uns neuen Fragen stellen:

Warum sind Professor*innen in den Gremien immer die Mehrheit? 

Warum haben wir keine studentische Vizepräsidentin?

Warum duzen wir uns nicht an einer Kunsthochschule, deren Aufgabe es unter anderem ist gesellschaftliche Konventionen zu hinterfragen?

Ich hoffe sehr, dass diese Fragen auch beim heutigen Hochschultag mitdiskutiert werden. 

Ich finde es sehr passend, dass der diesjährige Hochschultag unter dem Motto „Interne Kommunikation“ steht. Es gibt bei diesem Thema einen großen Redebedarf, denn de facto gibt es keine Strukturen, über die wir uns als UdK-Mitglieder austauschen können.

Uns fehlt ein Forum.

Es gibt ja noch nicht mal einen gemeinsamen E-Mailverteiler. Das führt dazu, dass wir als AStA keine Möglichkeit haben die Studierenden, die wir vertreten und informieren sollen, mal zu kontaktieren.
Jede Mail, die an die Studierendenschaft gehen soll, muss aktuell von der Hochschulleitung geprüft werden und nur wenn sie mit dem Inhalt einverstanden ist erfolgt eine Weiterleitung. Das hat in den letzten Monaten aber quasi nicht funktioniert und das gefährdet unsere Arbeitsfähigkeit. Wir konnten Stellen nicht fristgerecht besetzen, weil die Ausschreibungen dafür nicht rechtzeitig versandt wurden.

Aber das Kommunikationsproblem der UdK geht darüber hinaus.

Bestes Beispiel hierfür ist die laufende Präsidentschaftswahl. Nach 15 Jahren im Amt hört Hr. Rennert diesen Winter als Präsident auf. Das Wahlverfahren für seine Nachfolge ist bereits in vollem Gange, die Ausschreibung ist beendet, Bewerbungen sind eingetroffen und am 16. Oktober, vor zwei Wochen, hat der Akademische Senat eine Vorauswahl getroffen, auf die eine weitere Vorauswahl folgt, die dann dem Erweiterten Akademischen Senat vorgelegt wird. All das passiert nicht-öffentlich. 

Die Wahl einer Person, die die UdK für die mindestens nächsten 5 Jahre leiten wird, ist eine Richtungsentscheidung und kann die Grundlage für viele Veränderungen sein, die auch heute hier diskutiert werden sollen.
Trotz alledem führt die UdK keine Debatte darüber, welche Präsidentin oder Präsidenten wir wollen und welchen Aufgaben wir uns in den nächsten 5 Jahren stellen müssen. 

Ein weiteres Beispiel ist die fehlende Vernetzung in die Stadt.

Die UdK ist eine Blase, die in sich selbst existiert, doch ihren Kontakt zu Berlin vernachlässigt. Berlin ist eine der wichtigsten Kunstmetropolen der Welt, unzählige Künstler*innen, Designer*innen, Musiker*innen und Darsteller*innen zieht es hierher. Doch erschreckend wenige von ihnen werden eingeladen hier zu reden oder zu unterrichten.
Gleichzeitig unterstützt die UdK ihre Studierenden viel zu wenig in der Stadt gesehen und gehört zu werden und Fuß zu fassen in ihrer Szene. 

Und auch wenn wir uns die Mitglieder der UdK anschauen fällt auf: wir bilden die Stadtgesellschaft nicht ansatzweise ab. Besonders als Kunstuniversität müssen wir dafür Sorge tragen, dass Menschen aus nicht-akademischen Familien und mit verschiedensten kulturellen Wurzeln bei uns einen Platz finden.
Und auch Frauen und queere Personen sind bei uns nach wie vor unterrepräsentiert, vor allem je weiter hoch es auf der Karriereleiter geht.
Wo soll da eine Verwurzelung mit der Stadt herkommen? Hier fehlt es an Konzepten.

Wir treffen uns als Hochschule nicht.

Wir lernen und lehren nicht in den gleichen Gebäuden, jeder Studiengang macht so vor sich hin und wir verpassen dabei die Chance in einen ganzheitlichen Austausch über die Künste zu kommen und uns gegenseitig zu besseren Künstler*innen zu machen.

Das ist natürlich insofern eine verkürzte Darstellung, als dass es immer wieder Versuche gibt, die Bandbreite der Künste progressiv zu nutzen. Exemplarisch dafür steht das Studium Generale, dass die einzige große etablierte Struktur für den künstlerischen Austausch an der UdK ist.

Doch wir wissen alle, dass die Zukunft des Studium Generale gerade mehr als ungewiss ist, weil externe Fördergelder auslaufen und der UdK vom Berliner Senat die Gelder gekürzt werden. 
Diese Kürzungen belaufen sich im kommenden Haushaltsjahr auf rund 220.000 EUR. Im Jahr 2021 könnten es schon knapp eine halbe Million sein.

Diese Sanktionen kommen zustande, weil die UdK nicht genügend Absolvierende in Regelstudienzeit hervorbringt.
Ich halte das für eine gefährliche Verwertungslogik, besonders in den Künsten und vor dem Hintergrund, dass wir gleichzeitig – mit gekürzten Mitteln – eine unschaffbare Zahl an Lehramtsabsolvierenden zusätzlich „produzieren“ sollen. Auch gegen diese absurden Auflagen müssen wir uns als UdK einsetzen, nicht weil das Lehramt an sich schlecht wäre, sondern weil der Berliner Senat nicht versteht, was eine gute künstlerische Ausbildung ausmacht, oder es ihm egal ist.

Wir schmücken uns mit dem Titel „größte Kunsthochschule Europas“, ob das nun stimmt oder nicht: daraus ergibt sich eine Verantwortung.

Wir müssen Stellung beziehen und zu Multiplikatoren werden für die Freiheit und den Wert von Wissenschaft und Kunst. Wir sind in uns selbst eine Gemeinschaft, die mit gutem Vorbild voran gehen sollte und wir können, wenn wir es denn wollen, gesellschaftliche und politische Realitäten ändern.

Ich wünsche mir, dass wir als Hochschule mit dem großen Namen Universität und der Außenseiterstellung als Kunsthochschule dieser Verantwortung gerecht werden und nachhaltige Strukturen schaffen, die diese tragen. 

In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen großartigen Hochschultag und viel guten Diskurs!
Und ich möchte einen großen Dank aussprechen an alle, die an der Organisation von UdK2030 beteiligt sind!
Ich freue mich hier zu sein. 

– Max Liebstein, 01.11.2019

Am 06.11.2020 findet der dritte Zukunftstag der UdK Berlin online statt.

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Christine Reiß & Max Liebstein am Zukunftstag 2030,
Bild von Christine Reiß

Studierende, Lehrende, das Präsidium und die Verwaltung treffen sich in Chats & tauschen sich über die Potentiale der UdK Berlin aus. Alle weiteren Infos folgen auf facebook, Instagram & via Mail. 

Der AStA lädt insbesondere alle Studierenden ein, an UdK 2030 teilzunehmen. Alle Fakultäten sind wichtig. Alle Institute sind wichtig. Alle Studiengänge sind wichtig.

Es kann nur dann ein Wandel stattfinden, wenn Missstände angesprochen werden.

Der Log-In wird auf allen Plattformen geteilt.
Ein kurzer Besuch in den Chats & ein Kommentar zum Status-quo der Uni können bereits Veränderungen anstoßen. 

Wir werden da sein & freuen uns auf euch! 

Christine Reiß, Referentin für Studentische Beschäftigte 

& der AStA UdK Berlin